Zum Leben erweckt
In der Stuttgarter Schwabstraße gibt es einen Ort, an dem historische Fernmeldetechnik wieder zum Leben erweckt wird. Ein Team aus 4 bis 6 Personen restauriert, repariert und archiviert eine bis heute wachsende Sammlung an technischen Geräten und bewahrt damit eine faszinierende Technik für die Nachwelt.
Von Peter Berger und Rainer Beer, Fernmeldemuseum Stuttgart, April 2013.
Fotos und Zeichnungen: Peter Berger, Kornwestheim.
Kennen Sie eigentlich Herrn Pupin und Herrn Pinkert? Auf diese Frage antworten viele Menschen mit einem ratlosen Schulterzucken. Beide Herren haben sich für die analoge Nachrichtentechnik verdient gemacht.
Dem Diplom-Ingenieur Hans Schwab, damals Fernmeldedezernent der Bundesbahn Direktion Stuttgart, war es deswegen wichtig, dass der anlogen Nachrichtentechnik nicht das gleiche Schicksal widerfährt. Bereits Anfang der 1970er Jahre erteilte er seinen Mitarbeitern den Auftrag, bei jedem technischen Generationswechsel mindestens ein Exemplar der zu erneuernden Technik für kommende Generationen zu archivieren.
Peter Krusch, seinerzeit örtlicher Personalrat der Fernmeldemeisterei (Fm) Stuttgart, nahm sich dieser Aufgabe mit viel Leidenschaft an. In einem Kellergewölbe, tief unter dem Stuttgarter Hauptbahnhof, legte er eine lose Sammlung von unterschiedlichsten Geräten an und betreute die Exponate über viele Jahre hinweg gemeinsam mit seiner Familie.
Nach und nach unterstützen ihn interessierte Kollegen der Fm Stuttgart, darunter unter anderen Peter Berger (ab 1994), Rainer Beer und Martin Strauß (ab 1995).
Das Interesse an der Sammlung wuchs bei den Kollegen der Fm Stuttgart, so dass am 26. April 1995 bei der Gründungsversammlung die bereits bestehende Fernmeldemuseumsgruppe offiziell in eine BSW Freizeitgruppe umgewandelt wurde. Die Freizeitgruppe nannte sich in der Folge BSW-Museum für Fernmeldetechnik.
Die Mitglieder des Museums machen es sich zur Aufgabe, die gesammelten Exponate zu reparieren, zu restaurieren und die historischen Geräte dadurch wieder funktionstüchtig zu machen. Darüber hinaus wurden Dienstvorschriften, technische Planunterlagen, Fachliteratur, Fahrpläne und vieles mehr in einem umfangreichen Archiv angelegt.
Bedingt durch die Planung des Projekts Stuttgart 21 zog das Museum 2003 in neue Räumlichkeiten in der S-Bahn-Station Stuttgart-Schwabstraße um. Der Umzug dauerte ein halbes Jahr und wurde tatkräftig von einer kleinen Gruppe immer dienstags und samstags bewältigt.
Dieser Umzug war Startschuss für ein ambitioniertes Museumsprojekt, denn beim Aufbau der Fernmeldeanlagen in den neuen Räumen stand das Konzept des Deutschen Museums Pate: Die Geräte sollten von Besuchern folglich nicht nur betrachtet, sondern auch in ihrer Funktion bewundert werden können. Bei Führungen werden Telegramme und Gespräche von Raum zu Raum verschickt, Läutewerke geschlagen und eine Fahrkarte am Automaten für die Museumsreise gelöst.
Die zwischenzeitlich große Zahl faszinierter Besucher bestärkt uns in unserer Philosophie, in dem Museum Exponate zum Leben zu erwecken und die Sammlung ständig zu erweitern. Beim Betreuen und Führen des Fernmeldemuseums ist schließlich der Weg das Ziel. Das Projekt wird daher nie abgeschlossen sein.
Haben Sie die vorangegangenen Zeilen neugierig gemacht? Dann tauchen Sie doch jetzt in unsere Museumswelt ein. Natürlich können wir Ihnen in diesem Rahmen nicht jedes Exponat im Detail vorstellen. Sollten die folgenden Bilder Ihr Interesse wecken, dann kommen Sie gerne bei uns vorbei, wir freuen uns bereits auf Ihren Besuch.
Morsetechnik
In Abb. 1 sehen Sie ein Morsegerät in Tischausführung. Die Morsetechnik wurde von ca. 1920 bis Mitte der 1950er Jahre zur Übermittlung von betriebswichtigen Informationen verwendet. Die Information wurde auf einen Papierstreifen im Morsekode aufgezeichnet.
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